Sind „News“ Zeit-
verschwendung?

Über unseren „Circle of Influence“
und politische Müdigkeit

Soll ich aufhören, mich mit den Weltnachrichten zu beschäftigen?

Den Grauslichkeiten der Welt – wie sehr gebe ich ihnen Raum in meiner privaten Welt? So sehr genieße ich den Zauber des Frühlings, die liebevollen Beziehungen in meiner Familie, Gemeinschaft und im Pioneers-Team…

Und doch lasse ich mich immer wieder erschüttern …
… angesichts wahnwitziger Provokations-Tweets vom obersten Befehlshaber der größten Militärmacht,
… angesichts des Erfolgs von polarisierender Propaganda (z.B. im Nachbarland Ungarn)
… angesichts vieler kleinen Stichen in mein Herz wie den toten Wal, der zu viel Plastik gefressen oder Nachrichten wie „Golfstrom um 15% schwächer geworden“ oder „75% weniger Insekten in Deutschland“.

Mal ehrlich, was bringt das?

Bringt es wirklich etwas, dass ich mich damit beschäftige? Sollte ich mich nicht – wie so viele Menschen – von den täglichen negativen Nachrichten abwenden und mein kleines, feines Leben gut leben?

Zu dieser Frage hat mich vor vielen Jahren das Modell vom „Circle of Influence“ sehr beeindruckt. Die Idee ist relativ simpel und in seiner Aussagekraft doch extrem weitreichend.

In diesem Modell können wir die Themen, die uns beschäftigen, grob in zwei konzentrische Kreise einordnen:

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Der „Circle of Concern“

Dieser größere Kreis umfasst all jene Dinge die uns gedanklich beschäftigen – positiv wie negativ. Je nach Interesse die Nachrichten, das Wetter, die vom Aussterben bedrohten Orang Utans, das Sexleben von Celebrities. Dinge die uns ärgern, Sorgen bereiten und unsere Aufmerksamkeit beanspruchen.

Der „Circle of Influence“

Dieser kleinere Kreis umfasst all jene Dinge auf die wir direkt Einfluss nehmen können und die wir dadurch auch willentlich gestalten oder zumindest mitgestalten vermögen.

Meinen Fokus auf das Beeinflussbare lenken

Das Conclusio für mich war damals sehr klar: ich will dem „Circle of Concern“ nicht so viel Raum geben. Er drückt sich z.B. in Gedanken aus „es sollte“, „man sollte“ / „die Politiker sollten etwas verändern“. Ich kann mich sogar völlig mit dem „Circle of Concern“ beschäftigen – und selbst gar nichts tun.

Und so reifte ein Entschluss und damit eigentlich eine Haltung: meine Aufmerksamkeit und Energie auf das zu lenken, was ich TUN kann. Und mich auf meine Gestaltungsmöglichkeiten zu fokussieren und damit meinen „Circle of Influence“ auszuweiten.

Aber…

… heißt das, dass ich mich nur in meine „kleine Welt“ zurückziehe? Dass ich das politische Geschehen ignoriere?

Genau das tun viele Menschen heutzutage. Ich kenne etliche Menschen, die sich konventionellen Nachrichten völlig verweigern und sich bis zu einem gewissen Grad aus der „politisch informierten Welt“ ausklinken.

Nein – für mich geht’s um eine gute Balance. Und wenn ich als „Citoyen“ Wege der Mitgestaltung finden will, bemühe ich mich um eine gewisse „politische Mündigkeit“, um eine kritisch-reflektierte Meinung zum Geschehen in meiner Region, in meinem Land und in der Welt.

Aber was ist wesentlich?

Vieles, was in den „Nachrichten“ dazu geboten wird, befriedigt oft mehr ein Unterhaltungsbedürfnis, als die Bedürfnisse nach Verstehen und kritischer Reflexion.

Ist es wesentlich, dass ich möglichst in Echtzeit über jeden großen und kleinen Furz informiert bin? Manchmal kippe ich rein und gebe mir mehrmals am Tag die Info-Kicks über mein Smartphone oder früher hörte ich zeitweise stündliche Radionachrichten. Nein, davon möchte ich mich befreien.

Ich möchte meine Zeit lieber dafür verwenden, strukturelle Zusammenhänge zu verstehen. Ich möchte „News“, die nicht nur Sensationslust und negative Ereignisse zelebrieren, sondern die mir helfen, langfristige Tendenzen zu verstehen und positive Nachrichten, die mir Mut machen (z.B. gibt’s einiges im Artikel  „Die Welt wird immer besser“).

Was Aufmerksamkeit bekommt, das wächst, davon bin ich überzeugt. Und insofern möchte ich nicht der Sensationslust folgen. Ich möchte auch nicht nur auf der Symptomebene stehen bleiben, sondern lernen, dahinter zu schauen und auch auf den Wandel schauen lernen, der „unterhalb des Medien-Radars“ passiert.

Und vor allem will ich auch verstehen, wie mein „Circle of Influence“ zusammenhängt mit dem großen Ganzen, zum Beispiel inwiefern ich meinen Lebensstil und Konsum entflechten kann von globalen Ausbeutungsstrukturen.

»The key question to keep asking is, ‘Are you spending your time on the right things?’ Because time is all you have.« – Randy Pausch

Klassische Medien oder Filterblasen-News?

Welche Nachrichten ziehe ich mir eigentlich „rein“ und was steht dahinter? Das ist wohl eine zentrale Frage, die mein Weltbild beeinflusst.

Ich kenne Menschen, die ihre Informationen nur mehr über eigene Kanäle in ihrer Filterblase bekommen und das finde ich zum Teil höchst bedenklich. Ich sehe selbstverstärkende Systeme von Verschwörungsideologien, wo z.B. nur mehr Informationen aufgenommen werden, die in ein ethnopluralistisch gesäubertes Wunschbild eines „patriotischen Mitteleuropas der Vaterländer“ passen. Brrr.

Ja und klar bin wohl auch ich in einer Filterblase, kenne Trump und Orban nicht persönlich und stehe nicht in Gaza am Zaun. Also muss ich gewissen Medien und den Einschätzungen von Journalisten Vertrauen schenken und wähle meist jene, wo ich spüre, dass sie mein Weltbild einigermaßen teilen. Und vielleicht hilft mir da, dass ich immer wieder mal herumkomme und mir immer wieder mal im Originalton Berichte höre aus Ägypten, USA, Israel, Ungarn, Brasilien…

Was ich so „konsumiere“…

Wesentlich sind für mich „kulturkreative Magazine“, da hole ich mir tiefere Analysen und „Good News“, u.a. habe ich gerade OYA, Tau Magazin, Brennstoff, Evolve, Enorm abonniert. Manchmal blätter ich auch gern im ZeitPunkt, Maas Magazin, SOL-Magazin, Wege und LebensArt, im Südwind Magazin oder im Falter.

Für die täglichen News: Ich habe seit vielen Jahren keinen Fernseher, insofern bleibe ich von diesem Kanal verschont;). Auch eine Tageszeitung habe ich nicht abonniert (da bleiben Bäume verschont;). In den letzten Jahren hat sich mein „Info-Konsum“-Schwerpunkt vom Radiosender Ö1 zu Online-Medien verlagert (hier meist derstandard.at), manchmal begebe ich mich doch in meinen Facebook-Stream und komme dazu auch auf gute Artikel in der Zeit, der TAZ, dem Guardian oder andern.

Und dann lese ich immer wieder auch Blogs von für mich wichtigen Menschen, zB. vom Rob Hopkins, vom Otto Scharmer (Huffington Post) oder vom Charles Eisenstein. Manchmal scanne ich auch über positive Online-Newsletter wie „Newslichter“ oder gern auch den der Mutmacherei (leider gerade nicht aktiv).

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Wie gehst du um mit „Nachrichten“?

Wenn wir einen Wandel in der Welt bewirken wollen, spielt diese Frage eine wesentliche Rolle!

Wo und wie informierst du dich über das Geschehen in der Welt? Was kannst du empfehlen?

Martin Kirchner ist Mitgründer der Pioneers of Change in Österreich