Inspiriert und genährt kommen wir vom Global Hearth Summit in Ljubljana zurück – vier Tage mit über 1000 engagierten Menschen aus rund 90 Ländern: NGO-Führungskräfte, Ashoka-Fellows, Künstler:innen, Aktivist:innen, Changemaker. Was für eine Zusammenkunft!
Zur Eröffnung tanzten wir alle gemeinsam – einfache Schritte, viele Umarmungen, mitten auf dem Platz der Republik, angeleitet von Edgard Gouveia aus Brasilien (Gründer von Warriors without Weapons, Speaker bei unserem Online Summit 2022). Ein Moment, der uns berührte und den Ton für alles Kommende setzte.
(Diese beeindruckende Szene siehst du am Ende des nebenstehenden Videos)


Die Kraft der Tiefe
Doch die wahre Kraft des Summits lag nicht in seiner beeindruckenden Größe, sondern in der Tiefe der Begegnungen. Für mich (Elisabeth) war ein Highlight der geschützte Rahmen meiner Family Group, die ich begleiten durfte: 14 Menschen aus 14 Ländern, die sich zum ersten Mal begegneten – und sich in kürzester Zeit erstaunlich vertraut, ehrlich und berührbar zeigten (links im Bild).
Auch mein (Martins) Highlight war kein Vortrag oder keine Strategie, sondern ein Workshop mit dem Harlem Gospel Choir. Stimmen, die unter die Haut gingen und sich zu einer Kraft vereinten, die berührt und verbindet. In den 90 Minuten hab ich irgendwie das Gefühl, die Essenz von Gospel verstanden zu haben…
Zurück zu den Wurzeln
Das Intro der ersten Plenar-Session war besonders kraftvoll: Nach 20 Minuten mitreißender Musik mit einem Gospelchor sprach Aaron Pereira – Mitgründer des Wellbeing Projects und seit fast 20 Jahren ein Freund von mir (Martin) – diese Worte:
„Es geht darum, zu den Wurzeln zu gehen. Wie können wir menschliche Wege in dieser Zeit finden – neue Visionen für den Wandel, die von Ganzheitlichkeit und Verbundenheit getragen sind, statt von Erschöpfung und Ausbeutung?”

Eine neue Geschichte jenseits des Held:innentums
Genau darum ging es: Nicht um Held:innentum. Nicht um das nächste Projekt, noch mehr Leistung, noch mehr Wirkung. Sondern um eine neue Geschichte – eine Geschichte jenseits von Anthropozentrismus und Getrenntheit.
Wie Bayo Akomolafe es ausdrückte: „Der Sieg ist Teil des Problems. Etwas zu tun kann ebenfalls Teil des Problems sein – wenn es nur das alte Paradigma der Kontrolle und Trennung fortschreibt.” Diese kritische Perspektive war nicht destruktiv, sondern ein Weckruf für mehr Tiefe, mehr Menschlichkeit, mehr Verbundenheit.
Verletzlichkeit als Stärke
Viele Speaker:innen brachten mit großer Offenheit auch persönliche Themen auf die Bühne, die in solchen Kontexten oft noch tabuisiert sind – psychische Gesundheit, persönliche Krisen, Therapien.
Fast schon an der Grenze zu irritierender Offenheit war das Gespräch von Kumi Naidoo (Ex-CEO von Greenpeace und Amnesty International, Speaker bei unserem Online Summit 2023) mit seiner Partnerin über ihre gemeinsame Paartherapie – ein Moment großer Menschlichkeit und Verletzlichkeit.
Eine der eindrücklichsten Erzählungen kam von Vishal Talreja, der in Indien seit gut 20 Jahren die Organisation Dream a Dream aufbaut. Der indische Social Entrepreneur sprach zum ersten Mal öffentlich von seiner Depression, seinem Nervenzusammenbruch und den dahinter liegenden Mustern. Und davon, wie sein Leben auf einer neuen Ebene weiterging, als er erkannte: Weitermachen wie bisher ist keine Option mehr.
Besonders berührend für mich (Martin): Ich verbrachte mit Vishal 2006 intensive Tage im Stift Melk – was für ein Wiedersehen nach all den Jahren.
„Was, wenn genau diese Erschöpfung das ist, was wir brauchen, um Gemeinschaft zu schaffen?” fragt Bayo Akomolafe. Was, wenn unsere Erschöpfung eine Einladung ist – für eine andere Art von Verbundenheit, für eine andere Art von Kraft?

Hoffnung als Praxis
Tief beeindruckt hat uns die Offenheit, mit der globale Konflikte thematisiert wurden. Eine US-amerikanische Rabbinerin – eine der wenigen Frauen in diesem Amt – sprach auf der Bühne die Gewalt in Palästina an: Dass sie nicht über „ökologische Zugehörigkeit” sprechen könne, ohne ihrer Brüder und Schwestern in Palästina zu gedenken – etwas, das sie zu Hause aktuell nicht öffentlich sagen darf.
Dann folgte ein Moment, der unter die Haut ging: Die Rabbinerin umarmte einen muslimischen Imam, bestärkt von einer hinduistischen Wissenschaftlerin und einer christlichen Moderatorin. Das Publikum erhob sich zu Standing Ovations.

In solchen Momenten wurde spürbar: Hier sind Menschen, die nicht wegsehen. Die handeln – aus Liebe, aus Menschlichkeit, jenseits von Ego oder Nationalität.
Der bekannte Neurowissenschaftler Richard Davidson erinnerte in seinem Vortrag daran: „Menschen sind von Natur aus gut. Wir kommen mit einer Veranlagung zur Freundlichkeit zur Welt – und es liegt an uns, diese Fähigkeit zu kultivieren.” Diese Tage waren ein lebendiger Beweis dafür.
Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen zu hassen. Menschen müssen zu hassen lernen und wenn sie zu hassen lernen können, dann kann Ihnen auch gelehrt werden zu lieben, denn Liebe empfindet das menschliche Herz viel natürlicher als ihr Gegenteil.
Nelson Mandela, 1994
Ein Feld, das sich weltweit formt
Es passiert so viel überall! So viele inspirierende Menschen, so viele Projekte, so viel gelebte Active Hope. Wenn all diese Menschen auch nur einen Funken dessen, was sie hier erlebt haben, mit nach Hause nehmen in ihre Gemeinschaften, ihre Organisationen, ihre Bewegungen… dann wächst da etwas.
Und wir? Wir sind mittendrin. Nicht allein, sondern Teil eines Feldes, das sich weltweit formt. Ein Feld, das heilt, verbindet, erneuert.
Das Feuer vom Hearth trägt weiter – in unseren Herzen, in unserer Arbeit, in den Verbindungen, die wir knüpfen. Es ist mehr als ein Summit. Es ist eine Bewegung.
Spürst du die Lust, Changemaker:innen wie dich an der Feuerstelle zu treffen?
Art of Change
Sommer.Auszeit, 19.-23. August
Diesen Sommer laden wir dich ein: zu einer regenerativen Auszeit – gemeinsam mit anderen Menschen, die sich nach Tiefe, Echtheit und neuer Lebenskraft sehnen. In der Natur. Im Gespräch. In Stille und im Miteinander.
Denn in Gemeinschaft geschieht oft das, was uns allein nicht gelingt: Wir erinnern uns – an das, was wesentlich ist.
Community-Treffen
Re.Connect, 11.-14. Dezember 2025
Zweimal im Jahr treffen sich die Members und Kursabsolvent:innen der Pioneers of Change live, für echte Begegnung und lebensnahe Unterstützung. Es nährt und richtet aus und gibt Raum für deine Anliegen in einer vertrauten Atmosphäre. Auch deine Liebsten sind herzlich Willkommen!
4 Kommentare zu „Ein Feuer, das weiterträgt“
Wow, was für eine berührende Geschichte, die ihr da erzählt, liebe Elisabeth, lieber Martin. Das hat mich inspiriert den Vers meiner Morgenpraxis aus Psalm 66 neu zu formulieren:
Jauchzt dem Leben, alle Nationen und Völker der Erde!
Besingt und tanzt seine Schönheit und Erhabenheit,
ehrt es mit eurem Lobgesang! (nach Psalm 66,1-2)
Ich freue mich riesig auf die Sommer.Auszeit und Teil dieser grossen Bewegung sein zu dürfen.
Lieber Andy,
wir freuen uns auch alle schon riesig auf die Auszeit in Goldegg – fein, dass Du dabei sein wirst, und wir uns endlich auch mal persönlich kennenlernen 🙂
Alles Liebe aus Wien! Moritz
So ein schöner Bericht von so einem schönen Event!!! vielen vielen Dank!!! Ich habe ein Gefühl, als wäre ich selbst dabeigewesen, wenn auch nur eine kleine Lesezeit lang…ist mir direkt ins Herz gesprungen😍 Da hege ich es jetzt weiter….
💚liche Grüße von Birgit
Danke für eure Einblicke – sie berühren mich sehr lieber Martin und liebe Elisabeth 🙂