Eine Kultur zu verändern – in einem Arbeitsteam, einem Verein, einem Gemeinderat, sogar in einer Familie – das ist nicht nur eine Frage von guten Methoden und Know-how. Es braucht auch viel Fingerspitzengefühl. Und vor allem mutige Menschen, die mit neuen Impulsen und „Kulturelementen“ vorangehen (und das sind nicht immer die offiziellen Führungskräfte!).
Einige von ihnen erzählen in diesem Blog, wie sie eine Kultur der Verbundenheit in ihrem Umfeld mitgestaltet haben.
Menschen zusammenbringen
Die Naturgartenplanerin Annette Holland beschäftigt sich schon lange damit, wie sie ihre Umgebung rund um das kleine Dorf Neubronn artenreicher gestalten könnte. Ihr war klar, dass sie das nur gemeinsam mit anderen schaffen konnte. Mit dem Onlinekurs „Hosting für Kulturwandel“ bekam sie den Rückenwind, Menschen zusammenzubringen, die sich für ein artenreicheres Dorf einsetzen wollen.
„Durch den Hostingkurs bin ich viel klarer in meiner Kommunikation geworden – und mutiger, das einfach auszuprobieren. Und ich habe mitgenommen, wie wichtig es ist, die gemeinsamen Treffen gut zu gestalten. Es gibt immer eine Ankommensrunde und nach der Arbeit eine Ernte, was jede:r mitnimmt. Es ist eine ganz tolle Erfahrung, wie wertschätzend wir immer auseinandergehen. Da ist so viel Dankbarkeit für die Beiträge von jedem und jeder einzelnen.“
Jetzt treffen sich zehn Neubronner:innen – unter ihnen ein konventioneller Bauer und ein Bio-Bauer, eine Bankkauffrau, ein Industrie-Ingenieur. Gemeinsam gestalten sie gerade einen Erlebnispfad und legen eine Schnittblumenwiese mit heimischen Wildblumen an.
Hosting im Gerichtssaal
Ira hat ihre Hosting-Erfahrungen in einem außergewöhnlichen Bereich angewendet – in einem Gerichtsverfahren. Ein Künstler wandte sich an die Rechtsanwältin, um sie in einem Strafverfahren gegen die Schulbehörde zu vertreten.
Der Fall: Der Künstler war bereits am letzten Schultag vor den Sommerferien mit seinen schulpflichtigen Kindern auf Tournee gegangen und hatte dafür eine hohe Geldbuße erhalten. Bei einer Besprechung mit drei Richter:innen und drei Vertreter:innen der Schulbehörde übernahm Ira die Rolle des Hosts.
„Ich habe nicht viel erklärt, sondern sie einfach eingeladen, für ein paar Atemzüge in die Stille zu gehen. Still sein und atmen kann jeder – das hat super geklappt.“
Anschließend lud sie zu einer Art Check-in ein: Da sie zuvor zwischen den Zeilen gehört hatte, wie sehr alle unter Personalmangel und Überforderung litten, regte sie an, über ihre Arbeitssituation zu erzählen. So fanden die Emotionen der Beteiligten Raum und sie erkannten ihre gemeinsamen Herausforderungen. Geklärt und verbunden konnten sie dann sachlich weiterarbeiten.
Es waren jedoch nicht nur äußere Methoden, die Ira anwandte, sondern auch viel „innere Arbeit“. Bevor sie sich dieser herausfordernden Situation stellte, sorgte sie gut für sich selbst: Sie klärte und entlud ihre eigenen Emotionen, nutzte körperbezogene Techniken und ihr Wissen über Traumata.
„Ich verwende alles, was mir hilft, innerlich geklärt in eine schwierige Situation zu gehen. Dazu gehört auch, meine Trigger zu kennen, wie die Angst vor äußeren Urteilen und Bewertungen.“
Ira war sich bewusst, dass sie bestimmen kann, wie sie anderen begegnet. Deshalb fokussierte sie sich auf liebevolle Menschlichkeit, Zugewandtheit und Wahrhaftigkeit. „Und auf Gleichwürdigkeit, gerade weil ich hier mit hierarchisch übergeordneten Personen zu tun hatte.“
Das Ergebnis: Ira gewann das Gerichtsverfahren für ihre Mandanten und schuf damit einen Präzedenzfall. Darüber hinaus wurde sie zu einer Gesprächsgruppe eingeladen, um bestehende Verordnungen, die zu dem Strafverfahren geführt hatten, zu reformieren.
Sich selbst & anderen begegnen
Karin Lindner setzt die Methoden aus dem Hostingkurs als Gruppenleiterin, Coach & Transformationsbegleiterin ein, z. B. in ihren Trainingsgruppen zu Gewaltfreier Kommunikation. Mit ganz einfachen Elementen werden die Teilnehmer:innen als ganze Menschen sicht- und spürbar:
- Check In (Wie geht’s mir grade? Was sollten die anderen von mir wissen?)
- Check Out (Wie gehe ich jetzt hinaus?)
Aber auch zwischendurch führt sie die Menschen zu sich selbst und ihr Erleben zurück – mit Fragen wie:
- Was bewegt sich in dir, wenn du die anderen hörst?
- Was spürst du im Körper an Resonanz?
Karin meint: „Die Methoden aus dem Hosting sind mir schon so in Fleisch und Blut übergegangen – ich kann mir eine Arbeit ohne diese Elemente gar nicht mehr vorstellen.“
Annette, Ira und Karin sind drei von mittlerweile über 850 Absolvent:innen des Kurses „Hosting für Kulturwandel”. In diesem Onlinekurs lernen Menschen mit Methoden des „Art of Hosting“, Begegnungsräume zu gestalten, sodass alle Anwesenden ihr volles Potenzial einbringen und Mitverantwortung für das gemeinsame Anliegen übernehmen können. So werden die Kurs-Teilnehmenden ermutigt, Kulturwandel in ihren Teams, Projekten und Organisationen mitzugestalten. Nächster Start: 9. Oktober 2024
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Anna Baumgart & Simon Kornhäusl haben im Rahmen des Projektes „Hosting Regeneration” viele Jahre in unterschiedlichen Kontexten an dieser Frage geforscht. Das Kondensat ihrer Erfahrungen stellen sie in Form eines praktischen Handbuchs zur Verfügung. Es bietet eine wirkungsvolle Landkarte, wie
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