Regenwald brennt,
was tun?

Drei Handlungsebenen im Sinne von
„Be the Change“

Im Amazonas brennt‘s.

Das ist nicht neu. Im Amazonas brennt‘s ja seit Jahrzehnten.

Und nicht nur im Amazonas!

 

Dank Bolsonaro werden die Feuer jetzt wieder hemmungsloser gelegt.
Aber das Gute daran ist: Plötzlich schauen viele Menschen hin!

Und dank Greta und Fridays for Future ist der Klimawandel endlich in der Tagespolitik gelandet, sogar beim G7-Gipfel wird das Abfackeln der Regenwälder thematisiert.

Das gab es noch nie.

Das ist ein Gelegenheitsfenster für echte Veränderung!

Und darum geht’s in diesem Artikel:

Was wir tun können, damit sich wirklich etwas ändert.

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„Wege in die Zukunft“.

Ich selbst war vor vielen Jahren in Brasilien – was ich dort gesehen und gespürt habe, hat mein Leben geprägt (zufällig ist mir ein Bericht von mir von 2001 untergekommen). Deshalb bewegt mich das Thema auch gerade so.

Und in meiner Bewegtheit hab ich ein „Selfie-Video“ aufgenommen, das mittlerweile auf Facebook schon weit über 100 mal geteilt wurde…

„Was die Zerstörung des Regenwalds mit uns zu tun hat und was wir tun können.“

 

Die folgenden drei „Handlungsebenen“ bilden auch meine persönliche Entwicklung ab.

Handlungsebene 1: „Be the Change“ im Sinne einer Lebensstil-Veränderung

Früher habe ich „Be the Change you want to see in this world“ so verstanden, dass ich

  • in erster Linie auf meinen Lebensstil und auf meinen ökologischen Fußabdruck achte,
  • bewusster und weniger kaufe, z.B. möglichst bio, regional und fair,
  • auf manche Produkte (Fleisch, Industrie-Milch-Produkte, …) verzichte und
  • in Alternativen meine Freude finde,
  • und noch mit Spenden manche Projekte unterstütze.

Dazu gibt’s in Bezug auf den Regenwald hier eine schöne Liste: Der Amazonas brennt – 10 Dinge, die du jetzt tun kannst.

Ja, es ist nicht egal, was und wie wir konsumieren und jeder kleine Unterschied, den wir machen, zählt.

Und doch habe ich erkannt:

Wenn ich meine Verantwortung nur auf die Ebene von „Konsum“ beziehe, dann kratze ich nur an der Oberfläche meiner Gestaltungsmöglichkeiten.

Luisa Neubauer (Mitgründerin von Fridays for Future in Deutschland) hat im Interview mit mir klar gemacht, dass der Fokus auf „Lebensstil und Konsum“ auch dazu beitragen kann, mich „ruhigzustellen“ und abzulenken – und eben gerade NICHT zu einer Veränderung der Rahmenbedingungen beizutragen!

Schau dir das an, ich find’s hochbeeindruckend, was sie sagt (vor allem auch gegen Ende):

 

 

 

Handlungsebene 2: „Lead the Change“ – Aufbau von Zukunftsprojekten

Irgendwann habe ich dann begonnen, meine Aufmerksamkeit bewusst auf Lösungen zu richten, auf „das Neue“: Pionierprojekte, Zukunftsmodelle und Strukturen, die „nachhaltiger“ sind und uns unabhängiger machen.

Mir wurde dabei klar: wir brauchen „Pionier*innen des Wandels“. Menschen, die vorangehen im Sinne von „Lead the Change“. Und die jetzt mit Hingabe und Visionskraft beginnen, im Kleinen schon die Welt von Morgen vorzubereiten.

Für mich persönlich waren es (nach etlichen kleinen Projekten) u.a. die Gründung der Cohousing-Gemeinschaft „Pomali“ und natürlich mein Engagement mit Pioneers of Change, wo wir seit 2010 „Leaders of Change“ auf ihren Entwicklungswegen unterstützen.

Was ist es für DICH? Was ist DEINS?

Was kannst du auf dieser Ebene aber konkret tun, wenn du nicht in Brasilien wohnst… Was entspricht deinem Potenzial in deinem Kontext? Welche bestehenden Projekte sind sinnvoll zu unterstützen?

In Bezug auf das Verschwinden des Regenwalds ist die globalisierte industrielle Landwirtschaft ein Hauptfaktor – insofern finde ich den Aufbau alternativer Strukturen für regionale und nachhaltige Ernährung so wichtig.

Es braucht eine bunte Vielfalt an Initiativen … solidarische Landwirtschaft (Community Supported Agriculture) und Gemeinschaftsgärten, es braucht Projekte wie Fermentarium oder das NETSwerk, es braucht „Struktur-Revoluzzer“ wie die IG Milch und auch Farmers for Future. Und es braucht Permakultur-Beispiele und Transition Towns.

Diese kleinen Modelle sind wichtig und extrem inspirierend. Und sie werden sicher noch mehr Bedeutung bekommen, wenn die globalisierte „Megamaschine“ beginnt zu kollabieren…

 

Aber mir ist klar geworden, dass es zusätzlich noch wichtig ist, auf der 3. Ebene wirksam zu werden:

Handlungsebene 3: „System Change“ – Politisches Momentum aufbauen

„Wenn wir über die Klimakrise sprechen, müssen wir in erster Linie über strukturelle Veränderung sprechen.“, sagt Luisa Neubauer.

Und die Fridays for Future – Bewegung hat es wirklich geschafft, auf dieser Ebene Momentum aufzubauen. Ihnen geht es darum, die Politik dazu zu kriegen, die Rahmenbedingungen zu ändern.

Das volle Verständnis von „Be the Change“ umfasst also auch die Ebene von politischem Engagement. Ghandi hat  ja auch nicht nur im Ashram gelebt, sondern ist rausgegangen, war unbequem, hat konfrontiert, hat eine riesige Bewegung mobilisiert.

Gerade sehr beeindruckend in Bezug auf die Klimakrise ist die Extinction Rebellion Bewegung, die seine Haltung und Methoden des Gewaltfreien Widerstands gerade sehr beeindruckend anwendet.

Was bedeutet politisches Engagement in Bezug auf den Regenwald?

Da die Zerstörung der Regenwälder ja mit unserer industriellen Landwirtschaft direkt zusammenhängt, braucht es hier politische und strukturelle Änderungen. Und das ist nicht gerade einfach. Da manche von uns ja von dem bisherigen System prächtig profitieren, gibt es mächtige „Beharrungskräfte“ (sicher zum Beispiel von Raiffeisen und dem Bauernbund in Österreich – und das dominiert die ÖVP).

Deshalb haben wir dazu jetzt ein Gelegenheitsfenster, die Aufmerksamkeit auf die brennenden Wälder – und in Österreich auch den Wahlkampf – zu nutzen, um Momentum aufzubauen. Zum Beispiel für einen Importstopp von Soja und Fleisch aus Brasilien. Und dann für eine grundsätzlichen Wandel im Fördersystem.

Oder um das Handelsabkommen Mercosur aufzuhalten, wo es um einen Abtausch von europäischen Autos gegen Soja und Fleisch aus Südamerika geht – in der Form ein Brandbeschleuniger! Da ist der großartige EU-Abgeordnete Michel Reimon dran (siehe hier oder hier) – oder vielleicht ist ein erster Schritt, dass du diese Petition von SumOfUs unterschreibst.

Viele Initiativen tun sich gerade zusammen, gestern war Pioneers of Change zum Beispiel beim „Klimaaktionsbündnis“- wo sich Greenpeace, Scncc, Global2000, Klimavolksgehren, riseby2020, XR, FF, Attac, Farmers for Furture, Via Campesina, Plattform für menschl. Asylpolitik, … vernetzen.

Mir ist jedenfalls klar geworden, wie unglaublich privilegiert ich bin – und ich die Möglichkeit und auch die Verantwortung habe, mich politisch zu engagieren. Ich lebe in einem der reichsten Länder der Welt, in einer offenen und freien Gesellschaft mit einem guten Sozialsystem. Ich kann reden, schreiben, Projekte starten – ich will diese Freiheit nutzen, um auch auf dieser Ebene beizutragen.

 

Was kannst DU tun?

Welche Handlungsebene ist DEINE?
Und was tust du auf Ebene 3? Abgeordnete anrufen? Umweltorganisationen dazu kriegen, dass sie sich dazu engagieren? Ich bin neugierig, von dir zu hören, schreib ein Kommentar!

Aktuell kannst du dich unter dem Motto #unitedforclimate bei der Week for Future von  20.-27. September an Aktionen beteiligen. Oder am 20. bei Austria for Future: https://www.fridaysforfuture.at/deinort   – dort gibt’s an mind. 153 Orten in Östterreich Aktionen. Oder sei dabei am 27. Sept. beim Earth Strike.

Oder komm nach Wien zu unserem „Sacred Activism“ Workshop am 23.9.

So viele Möglichkeiten. Was tust du?

 

Ebene 0: Innerer Wandel

Vielleicht die wichtigste Ebene ist nicht unbedingt eine Ebene von „Handlung“, sondern eine von „Haltung“. Nicht nur WAS wir tun ist wichtig, sondern vor allem WIE wir es tun.

Charles Eisenstein weist in seinem aktuellen Beitrag darauf hin, dass die Emotionalität der Amazonas-Feuer auch eine Falle sein kann, dass wir uns in Schuldzuweisungen, Wut oder Verzweiflung verlieren (und dass das nicht hilfreich ist, zB. für unsere Kreativität als „Change Agents“).

Er sagt: „Die Denkweise, die diese Erde zerstört hat, und die Denkweise, die Verzweiflung erzeugt, ist wirklich die gleiche: Das separate Selbst in einer Welt anderer, die mit Gewalt interagieren, um Veränderungen in einem mechanischen, toten Universum herbeizuführen, in dem nichts, was ich tue, ausreichen könnte.“

„Der Wandel, von der ich auf der tiefsten Ebene spreche, ist ein Veränderung des Herzens. Es ist eine Änderung der Wahrnehmung.“

Eisenstein spricht von dem Vertrauen in das „morphogenetische Feld“, dass kleine Dinge, die wir weit weg vom Regenwald tun, sehr wohl eine Wirkung auf’s Ganze haben.

Lies dazu auch die Beiträge zu „Innerer Wandel„, „Transformative Leadership“ oder „Sacred Activism„.

In diesem Sinne inspiriert mich Nipun Mehta so mit seinen „small Acts of Kindness“, mit einer Haltung von Großzügigkeit, Empathie und letztlich Liebe – darum geht’s wohl…

 

Was sagst DU zu alledem? Bitte hinterlass unten dein Kommentar!

 

PS: Eine differenzierte Analyse zu dem, was wirklich passiert im Amazonas usw. findest du übrigens hier.

Es gibt einige Berichte, dass die Brände „doch nicht so schlimm sind“, z.B. dieser. Oder schon wieder allerhand Verschwörungstheorien – wie auch immer, das ändert meiner Meinung nach nix an dem, was es zu tun gibt!

Hier findest du den vollen Text von Charles Eisenstein.

Martin Kirchner ist Mitgründer der Pioneers of Change in Österreich