Verletzlichkeit Krisenfest

Verletzlich und krisenfest

Über Widerstandsfähigkeit angesichts von Krisen

Nach der Krise ist vor der Krise

Aus heutiger Sicht kann ich über Corona sagen, dass sich diese Krise als richtig heftige, langwährende Geduldsprobe entpuppt hat. Und es werden weitere Krisen kommen: Klimaerhitzung, Finanzcrashs, etc. Deshalb sehe ich es nach wie vor als Gebot der Stunde, insbesondere jetzt, uns mit unserer eigenen »Resilienz« – unserer «Robustheit gegen Krisen« – auseinanderzusetzen.

Der Begriff «Resilienz« liegt nicht zuletzt deshalb gerade im Trend. Ursprünglich stammt er aus der Physik und bezeichnet die Eigenschaft eines Materials, nach einem äußeren Schock oder nach einer Verformung wieder in den ursprünglichen Zustand zurückzufinden.

Solche »Schocks« gibt es eben auch auf einer gesellschaftlichen Ebene – und natürlich genauso auf einer ganz persönlichen Ebene.

Resilienz: Trotz Krise JA zum Leben sagen…

In unserem Leben gibt es immer wieder Momente, in denen wir in einen Krisenmodus schalten: eine Beziehung, die zu Ende geht; Kündigung; Krankheit; Überforderung Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen; der Tod eines nahen Angehörigen oder einer Freundin. So etwas lässt sich schlecht »wegplanen«. Wenn einem Krebs diagnostiziert wird, kann man schlecht sagen: »Ja, sorry, passt grad nicht!«.

Krisen gehören also einfach zum Leben dazu. Das gilt es zu akzeptieren. Was in unserer Hand liegt, ist, einen für uns richtigen Umgang damit zu finden…

»Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen.«, sagt ein netter Spruch für das Scheitern. Manchmal liegen wir aber am Boden und kommen alleine kaum mehr auf die Beine, deshalb sind unterstützende Beziehungen so wichtig in Krisen.

In einem stabilen Beziehungsnetz gehalten und mithaltend

In der Corona-Zeit habe ich eines mit ganz anderen Augen sehen und noch mehr schätzen gelernt: meine Beziehungen. Ich lebe in dem von mir mitgegründeten Wohnprojekt Hasendorf: 24 Erwachsene und 15 Kinder unter einem Dach.

Gerade in Krisenzeiten zeigt sich, dass diese Menschen ein Beziehungsfeld bilden, wo jede und jeder von uns zwar auch die Krisen der einzelnen Personen mitbekommt und damit mithält, aber gleichzeitig auch ein Stück weit gehalten wird. Das betrifft banale Alltagsdinge, z.B., dass in der Zeit der Ausgangsbeschränkung zwei Personen für alle anderen einkaufen gehen, und es bedeutet auch emotionale Unterstützung, z.B. bei einem gemeinsamen Spaziergang.

Aber auch außerhalb des Wohnprojekts haben die vielen Gespräche über Telefon und vor allem über Videocalls mir bewusst gemacht, wie wichtig und tragend meine Beziehungen für mein Wohlbefinden und für meine persönliche Krisenfestigkeit sind. Wie ist’s bei dir?

Welche Rolle spielen deine Beziehungen dabei, Krisen zu überstehen?

Wie sehr bin ich in meinem Lebensumfeld verwurzelt?

In diesen besonderen Krisen-Zeiten wird uns bewusst, wie verletzlich wir, unser Alltag, ja unsere Gesellschaft als Ganzes ist.

In den letzten Jahren hat diese Einsicht auch zu sehr erfreulichen Nachdenkprozessen geführt: Relokalisierung, die Rückverlagerung wichtiger Produktionszweige nach Europa und die Stärkung von regionaler Landwirtschaft, um unsere Versorgungssysteme resilienter zu machen. Nicht zuletzt auf Grund dieser Erfahrung wurde hier in der Region die Regionalwert AG Niederösterreich-Wien gegründet.

»Vieles von dem, was ich für lebens­notwendig erachte, ist hier lokal vorhanden.«

Ich merke, dass mein persönliches Lebensumfeld in Hasendorf recht stabil ist: Vieles von dem, was ich für lebensnotwendig erachte, ist hier lokal vorhanden. Das verschafft mir ein gutes Gefühl und beruhigt mich. Und wie ist es bei dir?

Fühlst du dich mit deinem Lebensumfeld verwurzelt? Wie sicher fühlst du dich in deinem Lebensumfeld verwurzelt? Wie abhängig bist du vom globalen Warenstrom?

Letztlich liegt es in unserer Hand…

Wie gut wir in unserem Lebensumfeld und in unserem Beziehungsnetz eingebettet sind, stellen also wichtige Aspekte meiner Resilienz im Außen dar. Warum schleudert es manche Menschen, die diese Aspekte ausreichend verwirklicht haben, trotzdem?

Der Grund ist: eine Krise wirft uns immer auf uns selbst zurück. Letztlich liegt es an uns, wie wir mit widrigen Umständen umgehen und handlungsfähig bleiben, wie es um unsere „Mentale Resilienz“ bestellt ist.

Der 1. Schritt: die Wirklichkeit akzeptieren

Der für mich wesentlichste Schritt dazu ist die Wirklichkeit radikal so anzunehmen, wie sie ist. Alles andere ist Energieverschwendung. Wer es nicht glaubt, versuche ein kleines Experiment: geh zu einem großen, stinkenden LKW, stell dich mit deiner ganzen Energie und Entschlossenheit und Wut hin und rufe: »LKW, verschwinde!«. Und, hat‘s geklappt? 😉

Nur wenn ich die Wirklichkeit so akzeptiere, wie sie nun mal ist, kann ich darin die eigenen Handlungsspielräume erkennen und dann womöglich positive Veränderungen bewirken – oder manchmal auch nicht. Das ist das Leben. Dann kann ich aber wenigstens die Gelegenheiten darin sehen (wie David Steindl-Rast empfiehlt, siehe Blog-Artikel von Martin Dankbarkeit als revolutionäre Praxis).

Auf jeden Fall gilt es, aus einer Opferhaltung auszusteigen und Verantwortung zu übernehmen – unsere »Response.Ability« zu stärken, unsere Gestaltungsmacht zu entwickeln.

Aus solch einer Haltung fällt es leichter über Resilienz nachzudenken und dahingehende Schritte zu setzen. Und zum Beispiel die richtigen Fragen zu stellen:

Wie kannst du deine Kraftquellen, die dich schon durch vergangene Krisen gebracht haben, wieder anzapfen, z.B. deinen Körper zu bewegen?
Sind die Dinge, die du dir über dich und deine Situation erzählst, gerade dienlich?  
Wohin kannst du deinen Fokus setzen, damit deine Handlungsfähigkeit steigt?

Laut der Entwicklungspsychologin Emmy Werner geht es bei »Mentaler Resilienz« um…

  • die Kunst der teils radikalen Akzeptanz der Realität,
  • eine Haltung, dass das Leben allen Widrigkeiten zum Trotz sinnvoll ist, und
  • eine außerordentliche Fähigkeit, zu improvisieren und innovativ zu denken.

100% Resilienz als Illusion

Wer bis hier gelesen hat könnte meinen: »Gut, dann muss ich hier und hier und hier ein Schräubchen drehen, dann bin ich unverwundbar.« Doch Achtung: Falle! Das ist eine Illusion, ein Wegdrücken von dem, was uns ausmacht: dass wir eben auch verletzliche Wesen sind.

Resilienz heißt nicht, die Verletzlichkeit zu verleugnen, sondern beginnt mit der Würdigung und Annahme der Verletzlichkeit.

Es geht also nicht so sehr darum, die eigene Angst zu bändigen, indem ich möglichst viel Kontrolle über potentielle Quellen der Unsicherheit und Verletzungen erlange. Sondern – womöglich sogar freudvoll und mit Leichtigkeit – zu erforschen, wie mehr Resilienz auf allen Ebenen mein Leben reicher und verbundener macht.

Wie geht es dir damit? Wie handlungsfähig und resilient fühlst du dich in der Krise?

Was denkst du dazu?

Hinterlass uns gerne ein Kommentar!

Kewin Comploi-Taupe leitet das Pioneers Selbstermächtigungstraining RISE!

NÄCHSTE TERMINE FÜR DICH

ÄHNLICHE THEMEN

Trete unserer Signal-Gruppe bei:

QR Code zum Beitreten in der Pioneers of Change Signal-Gruppe

Wir senden wöchentlich News von Pioneers of Change, du kannst jederzeit problemlos austreten oder die Gruppe auf stumm schalten. Ich stimme der Datenverarbeitung laut Datenschutzerklärung zu.

Trete unserer Telegram-Gruppe bei:

QR Code zum Beitreten in der Pioneers of Change Telegram-Gruppe

Wir senden wöchentlich News von Pioneers of Change, du kannst jederzeit problemlos austreten oder die Gruppe auf stumm schalten. Ich stimme der Datenverarbeitung laut Datenschutzerklärung zu.

Wöchentliche Inspiration

Abonniere unseren wöchentlichen Newsletter oder Messenger-News für ermutigende Impulse und ausgewählte Tipps für eine herausfordernde Zeit.

Hemma & Martin | Pioneers of Change

Hemma & Martin

18 Kommentare zu „Verletzlich und krisenfest“

  1. Liebe Pioniere,
    Ich freue mich über Eure Initiative.
    Hier meine Bemerkungen.
    Verletzlichkeit ist eine Herzensqualität. Ohne Verletzlichkeit gäbe es keinen Mut. Ein Mensch ohne Verlétzlichkeit ist tot. Angst ist eine Tugend, wenn sie richtig verstanden wird. Beide sind Emp-findungen die uns finden lassen, unvermeidliche weil evolutionsbedingte Krisensituationen zu nützen, das Leben lebendiger zu gestalten. Das ist die Rolle des Menschen als Mitschöpfer und Sinngeber. Die Resilienz ist mehr als die Resistenz, weil sie die Transzendenz ermöglicht, die eine irreversible Bewusstseinserweiterung und -vertiefung zur Folge hat, die wiederum situationsgerechte Entscheidungen fördert. Daher kehrt unser Bewusstseinszustand nach der Krise nicht in die ursprüngliche Lage zurück. Resilienz würde ich daher nicht im Sinn einer Materialeigenschaft als reine Belastungsfähigkeit verstehen.
    Es gibt an sich keine negativen Energien; es gibt nur negative Interpretationen, schattenwerfende Beleuchtungen. Dankbarkeit für alles, was uns be-gegnet als Ausdruck der Liebe ist die Einstellung, die die Dinge in das richtige Licht rückt. Dann erscheint Resilienz als Begleiterscheinung im Licht, das keinen Schatten kennt, und die Ent-gegnungen oder Antworten tauchen auf, die uns zu verantwortungsbewussten und handlungsfähigen Wesen machen.
    Das alles bedeutet immer wieder Arbeit an sich selbst. Die Belohnung ist, dass ich keine mehr erwarte. Ich lerne Schritt für Schritt, motivationsfrei zu denken und zu handeln. Z.B.: ich will weder mich selbst noch die Welt verbessern.
    Was mich persönlich interessiert, ist die Untersuchung von Beziehungsstrukturen in der sogenannten Materie (als Quantenphysiker) und auf der spirituellen Ebene (als Geistesmensch), und vor allem, das Verbindende zwischen den beiden Forschungsbereichen hervorzuheben.
    Das wären meine Grundgedanken zum Thema. Viel Erfolg!
    Gruss aus Frankreich,
    Andreas.
    “La Science Intégrale, une approche globale de la réalité.”

    1. Lieber Andreas!
      Vielen Dank für Deinen Kommentar!
      Und ja, ich stimme dir sehr zu, dass Resilienz mehr ist, als der ursprüngliche Begriff aus der Physik meint… Ich durchlebe nicht nur eine Krise und komme in den ursprünlichen Zustand zurück, sondern wachse bestenfalls daran. Wie bei einer Spirale durchlaufe ich immer wieder Krisensituationen, komme aber nicht genau am gleichen Punkt wieder an, sondern “eine Ebene höher” – dieses Bild ist passender
      Danke für deine Gedanken & liebe Grüße nach Frankreich
      Kewin

  2. So froh, dass ich dies nicht mehr muss und das nicht mehr muss. Erwartungen der Umwelt ertrinken im CoronaHickHack. Ich liebe es mit meinem Kind Zuhause “sein zu müssen”! StaatlicheAnordnung. Perfekt! Die Tage vergehen wie im Flug! Wir dürfen nur sein wo keine anderen sind. Perfekt! Nicht falsch verstehen – ich wohne mitten in Berlin, in einem Bezirk wo es anscheinend kaum jemanden interessiert, wenn man durch Nichteinhaltung der Regeln andere eventuell/wahrscheinlich gefährdet. Also ist für sich sein nicht so einfach wie man so denken mag. Resilienz würde ich am liebsten in Tüten kaufen können. In grossen Tüten. Würde sie auch gegen Toilettenpapier tauschen. Endlich mal gefestigter sein – das wäre was! Stabil im Leben stehen – bis es Leichtigkeit wird. Angefüllt mit Resilienz, Glück und Liebe bis das Leben zur Tanzveranstaltung wird. Ja. Das ist gut.

    Liebe Grüsse.

    schiller.berlin

    1. Liebe Jean!
      Vielen Dank fürs Teilen!
      Resilienz in Tüten kann ich dir zwar nicht anbieten, aber unser Webinar dazu am Mittwoch, 19h 😉
      Vielleicht kannst du da ja etwas für dich mitnehmen!
      Alles Liebe
      Kewin

  3. Danke Kewin! Ich finde das alles sehr einleuchtend und kann dem allem zustimmen und ich glaube ich bin schon einigermaßen resilient. Im Moment wird mir die Krise allerdings etwas lang und ich merke, wie meine Haut dünner wird. Die größte Schwierogkeit für mich ist, dass persönliche Kontakte quasi auf null reduziert sind. Ich komme normalerweise gut mit mir selbst und meienm Partner zurecht aber allmählich fehlt mir der persönliche Kontakt zu meiner im Ausland lebenden Familie.

  4. Meine Lieben, mich stört das “gegen” in Resilienz gegen Verletzlichkeit”. Resilient sein heißt für mich nicht unverletzlich sein. Ganz im Gegenteil. Ein Mensch, der widerstehen kann, ist ein Mensch der empfindsam ist, die DInge an sich heran kommen lässt, im Augenblick sich selbst spürt und so erst handlungsfähig ist und auch klarer Gedanken fähig wird, geleitet von einem Herzen, das sich berühren lässt. Das ist echte Stärke, das brauchen wir um wirkliche Extremsituationen zu überleben. Für die meisten von uns ist die Corona-Krise keine solche Extremsituation, nicht unmittelbar lebensbedrohend. Es ist eine gute Zeit sich mit diesen Themen auseinander zu setzen. Eine gute Zeit zu lernen.

    1. Liebe Renate!
      Deshalb habe ich auch im Titel ein Fragezeichen gesetzt und den Blog mit “Wir sind verwundbar” begonnen 🙂
      Genau das habe ich im Blog darzustellen versucht: Resilienz heißt für mich die eigene Verletzlichkeit anzuerkennen und dann in der Wirklichkeit in der ich lebe, meine Handlungsspielräume zu erkennen – und zu lernen, wie du es schreibst!

  5. Hallo Martin und Kewin,
    ich finde euer Thema superinteressant und freue mich sehr auf das Webinar. Es macht mich nachdenklich, denn ich denke, ich kenne Krisen fmehr wie manch anderer. Denn ich habe in den 90er Jahren in Brasilien gelebt, wo damals schon Dauerkrise war und mir schien, als hätte ich danach diese Dauerkrise in mein Leben mitgenommen.
    Mich haben die Strassenkinder so beeindruckt, dass ich auch so leben wollte und es getan habe: neun Jahre lebte ich ohne Wohnung ausserhalb des Systems. Und jede Person, die keine Wohnung hat trägt eine grosse Wunde mit sich: die Wunde der Wohnungslosigkeit. Die übergrosse Wunde, kein eigenes Zuhause zu haben. Man ist in einer Dauerkrise und lernt, einen Schritt vor den anderen zu setzen, obwohl man nicht weiss wohin der Weg einen führt. Man versucht, die Wunde zu verbergen und doch ist sie immer da.
    Meine Erfahrung ist, die ich hier teilen möchte, dass man erst dann heilen, also zur Resilienz kommen kann, wenn man seine Verletzungen mit anderen teilt. Sie mitteilt statt sie zu verbergen. Dann kann Licht an die Wunde kommen und sie kann heilen. Es ist ein sehr schmerzhafter, aber not-wendiger, die Not wendender Prozess.
    Mit der Angst ist es interessanterweise genauso. Wenn wir sie für uns behalten, dann wird sie gross und grösser und wir können uns ganz in ihr verlieren. Wenn wir sie mit anderen teilen, sie anderen mitteilen, dann können uns andere helfen, einen Weg aus der Angst heraus zu finden. Denn Angst macht uns auch verletzbar. Lähmt uns.
    Interessanterweise ist beides genau das Gegenteil von dem, was wir in unserem Leben gelernt haben. Wir haben nicht gelernt, unsere verletzlichen Seiten miteinander zu teilen. Und genau das macht unsere neue Kultur des Wandels aus, auch die der Pioneers of change nehme ich an. Uns mit unserer Verletzlichkeit zu zeigen und dadurch in die Resilienz zu gelangen.
    Bin gespannt, was Ihr dazu zu sagen habt. Das ist, was mir gerade dazu eingefallen ist.
    Liebe Grüsse
    Silvia Fischer

    1. Liebe Silvia!
      Danke fürs Teilen deiner Erfahrungen! Hört sich nach einem sehr intensiven Lebensabschnitt an!
      Ich kann gut nachvollziehen, was du schreibst! Die eigenen Wunden zu zeigen statt sie zu verbergen, ist in unserer Kultur nicht sehr etabliert. Ich habe es auch oft als etwas Befreiendes empfunden, sich mit der eigenen Verletzlichkeit zu zeigen und gleichzeitig nicht in eine Opferhaltung zu rutschen und auf Mitleid zu hoffen, sondern ebendiese Verletzlichkeit genauso als Teil meiner Wirklichkeit anzuerkennen wie meine Stärke und Möglichkeiten etwas proaktiv zu tun bzw. zu ändern.

      Freue mich jedenfalls, dass du beim Webinar bist!
      Alles Liebe
      Kewin

  6. Das riecht Alles sehr nach Anpassung lieber Kewin. Ich mache da nicht mit! Ich lebe genau so, wie vorher: treffe mich mit FreundInnen und bin unterwegs. Beim Bauer habe ich mein Obst und meine Gemüse gekauft. Mache ich weiter. In den Supermärkte und Geschäften komme ich nicht, weil ich keine Maske trage. Dafür gibt es Straßenverkauf und mein Araber, der auch Nüsse und Süßigkeiten hat. Tanken und Gasflasche tauschen geht auch nicht mehr, weil die Tankstellen hier jetzt auch Maskenpflicht haben. Sogar zum Pinkeln in der öffentlichen Toilette in Flensburg braucht man eine Maske!! Absurdität. Rede nicht von “wir”: DU bist verletzbar. Ich bin gesund und voller Power. Nur ich kann mich verletzen und das werde ich nicht tun. Also viel Kraft in deinem Leben.

    1. Lieber Felix,
      Fein zu wissen, dass wir einen Superman in unserer Community haben 😉

      Nein, Spaß beiseite. Auf 2 Dinge möchte ich gerne eingehen:
      – zum einen glaube ich, dass das Wahrnehmen der eigenen Verletzlichkeit nichts mit Schwäche zu tun hat, sondern mit dem Akzeptieren der Wirklichkeit. Und ich beziehe das nicht nur auf die Corona-Krise, sondern auf alle möglichen Situationen, ein Beziehungsende, der Tod einer geliebten Person usw.. Das Spüren der eigenen Verletzlichkeit zuzulassen ist für mich ein Puzzlestück zur Überwindung der “3 divides” von Otto Scharmer (Trennung von mir, von den anderen, von der Natur).
      – zum anderen gehts für mich dann darum, die eigenen Handlungsspielräume zu erkennen und zu handeln. Und da scheinst du für dich einfach andere Entscheidungen in Bezug auf den Umgang mit den Corona-Maßnahmen getroffen zu haben als ich. Aber das ist auch gut so, solange du niemanden anderen gefährdest: dein Leben, deine Entscheidungen. Ich meinerseits sehe die Sinnhaftigkeit der meisten Maßnahmen, um die Pandemie einzudämmen und versuche sie zu erfüllen und fühle mich trotzdem frei meine Handlungsspielräume zu nutzen (genauso wie ich meine Mobilität im Rahmen der Straßenverkehrsordnung auslebe, ohne mich von den Regeln eingeengt zu fühlen).
      Liebe Grüße nach Flensburg,
      Kewin

  7. Ziegenhorn, Gunhild

    Krisen lassen mich entwickeln. Wenn ich zu Anfang fast am Verzweifeln war/bin, kommen nach und nach immer mehr Sicherheiten, wie ich mich in ähnlichen Situationen zukünftig
    alternativ verhalten kann. Das macht mich mutig und stark, denn ich möchte stets hinter mir stehen, wenn es wacklig wird!

  8. Hallo Martin und Kewin,
    von einer wirklich heftigen privaten Krise ging es bei mir nahtlos über in die globale. Insofern nicht so überraschend. Aber wenn man schon ein Jahr im Ausnahmezustand gelebt hat und gerade wieder anfängt, etwas Normalität zu leben, und das dann nicht geht, kommt man leicht in eine Opferhaltung. Nach einigem Hadern bin ich aber zu dem Entschluss gekommen, es nicht persönlich zu nehmen und es als Vorteil zu sehen, dass ich mittlerweile sehr krisenerprobt bin. Muss man eben einiges umplanen. Ich konzentriere mich mehr auf die Natur und finde dort auch Ruhe und Kraft. Da wir noch nicht so lange hier wohnen, haben wir noch keine neuen Kontakte aufbauen können, das Eingebettet sein in Beziehungen ist daher mäßig, könnte mehr sein. Ich sehe aber auch, dass ich viele Ressourcen habe, vieles, was ich liebe zu tun, Yoga, Tanzen, Singen, schreiben, im Garten arbeiten, an bestimmten Projekten arbeiten, wir haben viel Platz, ich richte mehr den Blick auf andere, die wirkliche Probleme haben wie z.B. Menschen in Altenheimen, Selbständige, Eltern usw. und suche nach einer guten Möglichkeit, andere zu unterstützen. Wir sind total verwundbar, das habe ich schon mehrfach deutlich erlebt und deshalb versuche ich, auch die kleinsten Dinge zu würdigen und zu schätzen. Ich würde mir die Situation auch anders wünschen, aber damit komme ich nicht weiter und so suche ich nach den Möglichkeiten, die diese Situation bringt.

  9. „Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen.“, sagt ein netter Spruch für das Scheitern… wieso Krone richten? Weil wir uns als Geschöpfe Gottes vor Augen halten dürfen, wer wir sind: Kinder Gottes, Königskinder (daher die Krone). Für Christen ist das “kein netter Spruch fürs Scheitern,” sondern eine Zusage, Trost und Ermutigung zugleich!
    Denn du schreibst ja weiter unten:
    obwohl unterstützende Beziehungen wichtig sind, “..- wirft uns eine Krise immer auf uns selbst zurück.” Und dann ist es gut zu wissen, dass es da einen gibt, der dich auffängt, denn als Kind Gottes kannst du nie tiefer fallen als in SEINE Hand.

  10. Schöner Beitrag! Sich der Wirklichkeit bewusst sein und stellen ist ein guter Ansatz auch ohne Krisenmanagement. Denn es impliziert die Möglichkeit, dass Krisen eintreten können und hat somit positive Effekte auf die mentale Resilienz.

  11. Am Boden liegen und wieder aufstehen: dazu lese ich gerade das Buch “Rising Strong” der US-Wissenschaftlerin Brené Brown, die den Prozess wissenschaftlich betrachtet und beschrieben hat – sehr genial. Sie hat auch tolle TED-Talks!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen