„Bin dann mal weg“

Vier Schritte für eine gelungene Auszeit

„Sie haben da aber eine Lücke im Lebenslauf…” “Ja, war geil!“

Ein immer wieder gern zitierter Sager! Und im klassischen Karriere-Business waren Lücken wie lange Reisen, Auszeiten oder gar persönliche Krisenzeiten traditionell möglichst zu verschweigen.

Aber: Es könnte sein, dass Menschen, die keinen linearen Lebensweg haben, wo ein klassischer Job dem anderen folgt, vielleicht besonders viel Lebenserfahrung oder Tiefe haben. Dass solche Menschen auch den Mut haben, ihrem Weg zu folgen und auch andere Seinsweisen kennen, als bloss zu “funktionieren”.

Wie ist es bei DIR? Schlummert in dir vielleicht auch Sehnsucht nach einer gründlichen Pause in deinem Alltags-Rad? Spürst du, dass da mehr in dir steckt und brauchst Zeit und Raum, um das zu erforschen?

Dann belasse es nicht bei einer Träumerei!
Wage es, diesen Traum wahr zu machen!

Eine Auszeit bzw. ein “Sabbatical” ist eine große Chance für tiefe Transformation. In diesem Beitrag findest du Tipps, was es dazu braucht, damit das gelingen kann.

Ein erster Schritt ist, sich von anderen Menschen zu lernen, die sich eine längere Auszeit gegönnt haben.

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Ein Beispiel: Hemma

Hemma hat – damals noch als selbständige Beraterin – im Jahr 2020 zwölf Monate Auszeit genommen.

Was ihr geholfen hat, das zu wagen?

„Ich habe mir ein klares Anfangs- und Enddatum gesetzt und meine Kund*innen fast 2 Jahre lang darauf vorbereitet. Und über das Immer-wieder-Erzählen habe ich es schließlich selbst glauben können, dass ich das wirklich mache“, schmunzelt sie. Was noch geholfen hat: „Zu wissen, dass ich – wenn nötig – mit wenig Geld auskomme und dass ich auch danach mit Verschiedenem Geld verdienen kann, auch wenn ich nicht mehr als Beraterin arbeiten würde.“

Was für den Beginn wichtig war?

„Ich habe den Anfang sehr deutlich markiert – mit einem Ritual zur Wintersonnwende und einem Auszeit-Seminar in der ersten Woche. Und dann wollte ich gleich etwas ganz Neues lernen, das nichts mit meiner bisherigen Arbeit zu tun hatte: Cello spielen. Das tägliche Üben hat dann am Beginn der Auszeit meinen Tag strukturiert.“

Die große Asienreise war coronabedingt nicht möglich, statt dessen war sie mit ihrem Cello vier Wochen in Griechenland unterwegs. Das scheinbare Nichtstun im Außen hat dann einige große Entscheidungen ermöglicht: das Leadership-Programm „Women Re.Member“ ins Leben zu bringen und auch sich schließlich auch von ihrem Ehemann zu trennen (auch wenn das nicht das Ziel der Auszeit war ;)…)

 

„Und dann braucht man ja auch noch die Zeit, einfach nur da zu sitzen und vor sich hin zu schauen.“ (Astrid Lindgren)

Den Rahmen klären

Viele wagen den Schritt nicht, weil die Unsicherheit zu groß erscheint. Aber das kann auch nur eine Hürde im Kopf sein. Finde heraus, in welchem (strukturellen, finanziellen, organisatorischen) Rahmen so eine Auszeit möglich ist. In Österreich gibt es z. B. die Möglichkeit einer Bildungskarenz.

In Deutschland gibt es für Beamte die Möglichkeit, sich für einige Jahre reduziert anstellen zu lassen und anschließend für bis zu ein Jahr vom Dienst zu befreien und dieses reduzierte Gehalt zu erhalten. Für Angestellte in Deutschland gibt es derzeit leider noch keine Regularien. Aber vielleicht gibt es gerade in deiner Organisation eine freiwillige Auszeit-Regelung?

Tipp: Da wir eine österreichweit zertifizierte Bildungseinrichtung sind (Ö-Cert) hast du auch die Möglichkeit, bei unseren Angeboten Förderungen zu erhalten. Unser Jahrestraining LEAD THE CHANGE wird bspw. mit 32,5 ECTS Punkten für die Bildungskarenz angerechnet. Bei Fragen hierzu wende dich gerne an Mareike (info@pioneersofchange.org).

In vier Schritten zu deiner eigenen Auszeit

Wenn auch du dir – genau wie Hemma – eine Auszeit gönnen möchtest, haben wir in diesem Blogartikel die Schritte dahin zusammengefasst. Wenn du dich ausführlicher damit befassen möchtest, empfehlen wir dir außerdem den Ratgeber „Mut zur Auszeit“ von der Pioneers-Freundin Christa Langheiter.

 

Schritt 1: Recherchephase: Vorbilder, Erfolgsgeschichten, Fortbildungen

Zunächst mal tauche voll ein ins Thema und lass dich inspirieren. Stell dir folgende Fragen:

  • Welche Auszeit-Geschichten inspirieren mich besonders?
  • Welche Art von Auszeit möchte ich realisieren? Wenn alles möglich wäre, welche Form von Auszeit würde ich mir erlauben? Pilgerreise machen oder (einsame) Insel? Weiterbildung  oder einigeln, ganz viel lesen, lauschen, Sterne gucken, ganz still werden und meditieren? Ausmisten oder ein künstlerisches Projekt realisieren (ein Buch, einen Film, Bilder malen, Fotografieren etc.)? Arbeitseinsätze für freien Kopf (Bauernhof, Handwerk, …)?
  • Was ist die ideale Länge deiner Auszeit? Komplett rausnehmen oder nur ein paar Gänge runterschalten?
  • Was sind die Fakten? Welche Regularien gibt es in meinem (Bundes-)Land oder bei meinem Arbeitgeber? Hat er hier vielleicht bereits einen freiwilligen Standard geschaffen?
  • Wie möchte und kann ich die Auszeit finanzieren?
    Wie viel Geld braucht es?  Sind Anschaffungen nötig (z.B. einen Bus)? Ersparnisse? Geld von meinem Arbeitgeber oder staatliche Förderung? Andere mögliche (Finanz-)Quellen?
  • Wer könnten Verbündete sein, damit ich meine Auszeit realisiert bekomme? Kolleg*innen, Chefs, Freund*innen, Familienmitglieder, Finanziers, mein Vermieter?
  • Gibt es Fortbildungen und Events oder weitere Anlaufstellen die mich dabei begleiten könnten, meine Wunschauszeit zu planen?
    Neben Vorbildern gibt es bestimmt auch den einen oder anderen Workshop aus dem Bereich Persönlichkeitsentwicklung, der dich dabei unterstützen kann, mehr Klarheit über deine mögliche Auszeit zu gewinnen? Auch einige Kurse von uns Pioneers of Change können dich dabei gut unterstützen – bspw. Be.Come oder Walk your Way.

Besonderer Tipp: Um dir über diese Fragen klar zu werden, kannst du auch die Coachingwerkzeuge anwenden, die du evtl. bereits aus dem Pioneers-Kontext kennst: Ein Gang in die Natur oder ein Dyadenspaziergang können dir mehr Klarheit bringen.

 

Schritt 2: Mach einen klaren Plan daraus

Jetzt bringst du die Fragen aus der Recherchephase „in Ordnung“ – bspw. indem du mit Priorisierungen arbeitest. Sehr hilfreich dabei können auch Sparringspartner*innen sein. Vielleicht hast du ein Magic Team, ein Erfolgsteam oder Buddies aus einer Weggemeinschaft aus einem der Kurse der Pioneers of Change, die dich hier begleiten können?

Hier in einigen Eckpunkten die Rahmendaten für einen guten klaren Plan:

  • Länge der Auszeit und ab wann Auszeit
  • Gesetzliche Grundlagen / Regularien meines Arbeitgebers
  • Was plane ich in meiner Auszeit?
    (Vielleicht geht es ja um Themen, die für deinen Arbeitgeber interessant sein könnten und deshalb besonders förderungswürdig sind?)
  • Beispiele von anderen Auszeiten
  • Finanzen: Welchen „Anspruch“ habe ich?
  • Weitere Argumente und Benefits
  • Weitere konkrete Details

Beachte bei der Erarbeitung des Plans das Grundgesetz „Die klarste Absicht gewinnt.“ Deswegen sind eine gute Vorbereitung und Klarheit so wichtig, damit du die Menschen, die überzeugt werden müssen, mit ins Boot holst.

Schritt 3: Die Stunde der Wahrheit …

Wenn dann der Plan steht, dann mach einen Termin bei den Menschen, die es zu überzeugen gilt: Arbeitgeber*in, Finanziers – vielleicht auch dein*e Vermieter*in, mit dem/der du einen Deal vereinbaren willst? Du hast ja einen klaren Plan, deshalb weißt du, wer das sein wird 😊

In diesem Blogartikel sind übrigens einige gute Tipps zusammengestellt, wie du deinen Chef oder deine Chefin in einem Gespräch vom Sabbatical überzeugst.

 

Schritt 4: Die Auszeit selbst – regelmäßiger Check-In 

Auch wenn das Wort „Auszeit“ so verlockend klingt wie auch nach „Leinen los“ und nach „Entspannung“: Bitte geh mit Plan in die Auszeit hin und gestalte sie ebenfalls mit Plan.

  • Bis die Auszeit beginnt: Welche Loops gilt es zu schließen? Welche behördlichen und bürokratischen Klärungen stehen noch an? Stelle bitte sicher, dass all dies in trockenen Tüchern ist, wenn du die Auszeit antrittst.
  • Während der Auszeit: Mache regelmäßige (monatliche?) Dates mit Dir selbst oder auch einem (Erfolgs-)Team. So bleibst du am Ball und stellst sicher, dass du die Auszeit wirklich für die Dinge nutzt, die du dir mal vorgenommen hast. Und wenn du dir ein richtig transformatives Veränderungsjahr gönnen willst, dann komm zum Jahrestraining LEAD THE CHANGE (Start noch im Mai, Anrechnung als Bildungskarenz).
  • Wenn die Auszeit sich dem Ende zuneigt: Nimm wieder Kontakt zu deinem Arbeitgeber auf oder zu sonstigen Personen, für die es relevant ist, ob und wann du zurückkehrst. Idealerweise hast du das mit deinem Arbeitgeber (oder ähnlichen Bezugspersonen oder -organisationen) bereits vor der Auszeit besprochen und einen Zeitraum vereinbart, in dem ihr wieder Kontakt zueinander aufnehmt. So ist auch in diesem Punkt Klarheit und Entspannung.

Und bei aller Planung gilt dennoch: Umarme deine Reise

„Auch wenn du dir ein Ziel gesetzt hast, verlaufen spirituelle Reisen nie linear. Nimm die Tatsache an, dass du dich auf ein Seelenabenteuer begibst. Überlass dich der Weisheit, dass das Universum die Kontrolle hat und dass du darauf vertrauen kannst, dass es dich zu deinem besten Selbst führt. Erwarte das Unerwartete. Bleib flexibel und offen für neue Erfahrungen. Oft sind es die unvermeidlichen Wendungen des Lebens, die uns die besten Lektionen erteilen und uns weiser machen.“
(Bianca Alexander in diesem Blogartikel)

Was denkst du dazu?

Planst du selbst eine Auszeit oder hast sogar bereits eine Auszeit genossen? Hast du noch weitere Ideen und Tipps für uns?
Danke, wenn du deine Gedanken dazu in einem Kommentar hinterlässt.

Portraitfoto von Stephanie

Hemma Rüggen ist Teil des Kernteams von Pioneers of Change

Stephanie Ristig-Bresser gehört zum Kommunikationsteam der Pioneers of Change.