
Was bedeutet es, wirklich frei zu sein?
Warum uns Corona in Wahrheit nicht alles
genommen hat (und niemals nehmen kann)
So etwas wie Corona haben die Allermeisten von uns noch nie erlebt. Und so verwundert es nicht, dass die Reaktionen darauf so unterschiedlich sind. Während die einen dankbar sind für „die Maßnahmen“, empören sich die anderen über die Einschränkung ihrer Freiheit.
Aber: Welche Freiheit meinen wir eigentlich, die da eingeschränkt wird? Es lohnt sich, genauer hinzuschauen, was Freiheit eigentlich alles bedeuten kann …
Die drei Dimensionen von Freiheit
Das was durch viele „Maßnahmen“ eingeschränkt wurde (und wird), ist unsere Handlungsfreiheit. Es ist die Freiheit, tun zu können, was wir wollen – „ohne von äußeren Vorgaben zu Handlungen gezwungen zu sein, für die man sich nicht entschieden hat“, so schreibt es der Psychotherapeut und Arzt Alfried Längle.
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Die Freiheit zu tun und zu lassen, was wir wollen, hat unser Gefühl von Freiheit in der liberalen Demokratie zutiefst geprägt – und das ist gut so! Diese „äußere“ Freiheit ist aber in Wahrheit nur ein kleiner Teil dessen, was uns wirklich „frei“ sein lässt.
Wann sind wir wirklich frei?
Innere Freiheit – die zweite Dimension von Freiheit – ist unsere Willensfreiheit oder Wahlfreiheit: bestimmen zu können, was wir wollen, ohne dabei durch Bedürfnisse, Wünsche, Ängste festgelegt zu sein. Jetzt wird’s spannend, oder?
Eigentlich sind wir in unserem Willen ja aber nur halb-frei, oder? Ob uns etwas anzieht, ob wir etwas mögen, ob wir etwas wertvoll finden – das ist keine Willensfrage, sondern ist quasi schon in uns angelegt.
Frei sind wir erst, wenn wir spüren: Ich kann das was ich will. Ich mag das was ich will. Ich will es „guten Gewissens“ – es fühlt sich stimmig/richtig an – und es macht auch auf Zukunft hin Sinn. Diese Art von Freiheit zu einem Inneren Ja (oder Nein) hast du immer!
Die dritte Dimension
Und dann gibt’s noch eine dritte Dimension von Freiheit: die intime Freiheit – deine Einwilligung, dein Dich-Einlassen auf das was ist – egal ob es etwas Gutes oder Schlechtes ist (in Wahrheit sind viele Situationen erstmal nur neutral – erst wir bewerten sie negativ oder positiv!).
Wie du dich auf eine Situation einlässt, darin bist du immer frei. Ob du haderst, dich ärgerst, dich quälst – oder das was ist, annimmst, auch wenn du es nicht magst – oder sogar richtig Sch… findest – das ist deine Freiheit.
Das, was in deinem Kopf passiert – darin bist du frei. Wie du auf etwas reagierst, was du zu seiner Situation denkst und fühlst – das kann dir niemand nehmen. Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten…
“Es gibt etwas, was ihr mir nicht nehmen könnt: meine Freiheit, wie ich auf das, was ihr mir antut, reagiere.“ – Viktor Frankl
Einfach WIDEG!!
Dennoch wirst du dich immer wieder in Situationen vorfinden, wo du dich alles andere als frei fühlst. Wie kannst du damit umgehen?
Du könntest dir in diesen Situationen die WIDEG-Frage stellen: Wozu Ist Das Eine Gelegenheit?
Impulse rund um WIDEG findest du auch in unserem Beitrag Dankbarkeit als revolutionäre Kraft.
„In der Mitte jeder Schwierigkeit liegt die Gelegenheit.“ – Albert Einstein
„Frei von“ oder „Frei für“?
Vielleicht gehörst du auch zu den Menschen, die sich mit den vielen Einschränkungen der vergangenen Monate sehr unwohl fühlen oder wo diese auch schwerwiegende Konsequenzen für deine Lebensumstände hatten.
Und vielleicht willst du einfach NEIN zu manchem sagen, GEGEN diese Maßnahmen, GEGEN eine gewisse Art von Medienberichterstattung, GEGEN … (genauso wie bei Klimathemen GEGEN Konzernmacht und Lobbying, GEGEN dieses Wirtschaftssystem … )
Ja, die Kraft der Empörung hat ihren Platz – auch im öffentlichen Raum unserer Gesellschaft – aber …
Eine Gefahr ist, dass du im Negativen und im „Jammern“ verharrst (in Österreich haben wir mit „Sudern“ und „Raunzen“ bei gleichzeitiger Passivität ja ein besonderes kulturelles Erbe 😉).
DU gegen DIE ANDEREN?
Eine zweite Gefahr beim Dagegen-Sein gibt es auch noch: indem du ganz klare äußere Feindbilder „pflegst“, kultivierst du weiter die Geschichte der Spaltung. Du (auf der „richtigen“ und guten Seite) – und die anderen (auf der „falschen“, schlechten Seite).
Aber bist du nicht genauso ein Teil von allem? Ist nicht ein Teil von dem, was du im Außen ablehnst, verteufelst und verdammst, auch ein Teil von dir? (Wenn du grade großen Widerstand gegen diesen Gedanken spürst, dann könntest du dich mal mit Schatten- oder Projektionsarbeit beschäftigen.)
WOFÜR bist du?
Du kannst deine Anliegen viel erfolgreicher einbringen, wenn du „doppelt verbunden“ bist. Wenn du erstens klar hast und kommunizieren kannst, WOFÜR du dich engagierst (und nicht nur wogegen). Und wenn du dich zweitens auch empathisch verbinden kannst mit den Bedürfnissen, die hinter dem stehen, was du eigentlich ablehnst. Wenn du weniger im Kampf-Modus bist und viel mehr im kokreativen Lösungsmodus.
Wenn du jetzt reflektierst, wie viel Freiheit du eigentlich hast … wie willst du deine Freiheit einsetzen?
Wie kannst du dich mit voller Kraft einsetzen für das, was dir wichtig ist? So, dass es nicht nur darum geht „deine Interessen durchzusetzen“, sondern selbst Teil von integrativen Lösungen zu werden? Und auch … wie kannst du Freiheit finden in dem, was du NICHT ändern kannst?
“Wir haben alle mehr Freiheit, als wir Mut haben.” – Alfried Längle
Summa summarum
Wie lässt sich also in drei Punkten zusammenfassen, was wirklich frei sein bedeutet?
- Ein ganz großer Teil unserer Freiheit ist immer frei (auch wenn es sich oft anders anfühlt). Die Handlungsfreiheit kann dir genommen werden. Deine innere Freiheit ist unantastbar.
- Jede Einschränkung kann eine Chance sein – Denk an in solchen „negativen“ Situationen an WIDEG! Wozu ist das eine Gelegenheit?
- Kultiviere dein WOFÜR. Richte deine Energie vor allem darauf aus, WOFÜR du gehst (und weniger wogegen du kämpfst). Damit kannst du besser Brücken bauen – und es gibt dir Kraft und Durchhaltevermögen.
Was denkst du dir dazu?
Wir freuen uns auf deinen Kommentar!
P.S. Diese Visionskraft eines starken WOFÜR tragen viele Pionierinnen und Pioniere in sich. Sie nutzen ihre Freiheit, ihrer Vision zu folgen, ihrem WOFÜR zu folgen. Sie haben den Mut, sich mit ihrem Traum zu zeigen: sie tun das, was sie können, was sie mögen, was sie stimmig/richtig finden und was auch für die Zukunft Sinn macht. Einige von ihnen sind beim kommenden INSPIRATHON VON ROCK YOUR LIFE zu Gast…

Hemma Rüggen entwickelt derzeit ein Feminine Leadership Program. sie ist seit 2017 im Team von Pioneers of Change.

Martin Kirchner ist Mitgründer der Pioneers of Change in Österreich
Grüß Euch, Ihr Lieben!
Was für ein wichtiges und zur Zeit wieder sehr im Bewusstsein befindliches Thema!
Zunächst mal finde ich es wichtig, das Virus von der politischen Reaktion zu trennen. Das Virus tut uns überhaupt nichts an. Es lebt einfach nur sein Leben und versucht, wie jedes andere Lebewesen auch zu überleben. Das ist legitim.
Wenn eine Regierung ein Virus dazu missbraucht, um Rechte abzubauen, Gleichschaltung zu forcieren und Zwangsmaßnahmen zu kultivieren, dann kann man über die Legitimität dessen natürlich sehr verschiedener Meinung sein.
Ich finde Euren Hinweis auf das WOFÜR im Zusammenhang mit Freiheit sehr wichtig. In der Tat hat Freiheit im Hinblick auf Grundrechte nur einen Nutzen, wenn man sie auch für etwas einsetzt.
Wenn ich allerdings in mich hineinspüre bei der Frage, wann bin ich frei, dann kommt in mir klar die Antwort: “Wenn mich nichts mehr antriggert, so dass ich jeder Erfahrung auf meinem Weg mit liebevoller Offenheit begegnen kann, weil keine alten Verletzungen mehr dazwischenfunken.”
Bis dahin ist für mich noch ein Weg zu gehen, doch macht jeder Schritt auf diesem Weg bereits einen Unterschied, ganz besonders in der aktuellen Zeit.
Alles Liebe und schöne Pfingsten!
Sabine
Liebe Sabine,
wenn ich den einführenden Text zu Freiheit lese verstehe ich ihn so, dass es auf ein Gleichgewicht der Freiheit innerhalb der Gesellschaft ankommt. Und natürlich lassen sich die eigenen Wertmaßstäbe für ein zufriedenstellendes Gefühl für Freiheit verändern oder anpassen. Deshalb hat für meinen Wertmaßstab die Regierung moderat in die Verhaltensweisen der Bürger eingegriffen, um sie zu schützen. Und natürlich müssen die Maßnahmen einigermaßen überschaubar bleiben und können nicht jede individuelle Gefährdungslage berücksichtigen. Mir ging es bis jetzt gut und ich konnte andere und mich schützen. Wir werden bald unsere volle Bewegungsfreiheit wieder gewinnen. Dabei hoffe ich, dass wir dann nicht in alte Verhaltensmuster zurückfallen sondern das erforderliche Change leben. Gruß Karl
Danke für deinen Beitrag!
Sehr gute Gedanken in eurer Darstellung – aber es fehlt für mich die Sicht, dass es bei Freiheit immer auch um Verantwortung geht – dass meine Freiheit-In-Anspruch-Nahme nicht den anderen verletzt oder schädigt – ich bin nur solange frei, wie auch der andere frei ist – der andere ist dabei jeder um mich, aber auch die Geserllschaft heute und in der Zukunft – unsere Nachkommen, und die Natur als Ganzes
Dietrich Brandt
Lieber Dietrich mit dem klangvollen Nachnamen,
ich würde es nicht als “Fehlen” bezeichnen. Richtig finde ich, Freiheit auch mit Verantwortung in Beziehung zu setzen. Aber darum geht es meines Erachtens in dem Beitrag, auf den wir uns beziehen, im Moment nicht.
Lieben Gruß,
Uwe
Zum Thema: “DU gegen DIE ANDEREN” vs. “WOFÜR bist DU?” möchte ich gerne ergänzen:
Hinter jeder Klage steht ein Wert. (E. Lukas, bekannteste Schülerin Viktor E. Frankls)
“Du gegen DIE ANDEREN” fokussiert die Klage, der Wert dahinter bleibt (wie bei allen Contra-Motiven) verdeckt.
“WOFÜR bist DU?” (Pro-Motiv) hingegen betont den Wert.
Werte können in bestimmten Situationen in Konflikt zueinander geraten, wie z.B. jetzt in der Pandemie. Der Wert “Gesundheit” kann nicht gleichzeitig mit dem Wert “Sozialkontakte” verwirklicht werden, um nur 1 Konflikt herauszugreifen. Es braucht eine gesellschaftliche Entscheidung, welcher der höhere Wert ist, zugunsten dessen auf den nachrangigen vorübergehend (ganz, teilweise oder mit begleitenden Maßnahmen) verzichtet wird.
Es ist offensichtlich, dass der Fokus auf Werte (Modus: “WOFÜR bist DU?”) diese Entscheidung erleichtert und transparenter macht, da hier die Werte offen auf dem Tisch liegen. Klagen (Modus: “DU gegen DIE ANDEREN”) hingegen erschweren dies, wie in den vergangenen Monaten immer wieder zu beobachten war, da die korrespondierenden Werte im Hintergrund bleiben.
Die Entscheidung für den höheren Wert kann dann in “Freiheit zu” bzw. in voller Verantwortung fallen und lässt den Verzicht auf den nachrangigen (die fehlende “Freiheit von”) leichter tragen.
Edgar
Hallo, Ihr Lieben,
“Handlungsfreiheit ist die Freiheit, tun und lassen zu können, was wir wollen”.
In der Vergangenheit lag der Fokus auf dem Tun. Was wir tun können haben wir auch getan, ohne Rücksicht, immer größer, immer schneller, immer weiter, immer mehr.
Jetzt ist es Zeit, über das Lassen nachzudenken.
Unsere Freiheit, das tun zu können was wir wollen, wird begrenzt durch die planetaren Grenzen, die Freiheit der Anderen (Menschen, Tiere, Natur) und die Freiheit künftiger Generationen. Es bedarf viel Mut und Einsicht, eigene (vermeintliche) Freiheiten nicht weiter auszukosten sondern verantwortungsvoll zu gestalten und bewusst auf bestimmte “Freiheiten” zu verzichten. Dies gilt sowohl für die Pandemie als auch für alle anderen Krisen.
Heute sind unsere Freiheiten, saubere Luft zu atmen, biologisch erzeugte Lebensmittel zu essen (was vor 50 Jahren noch normal war muss heute teuer bezahlt werden) und natürliches sauberes Wasser ohne Kläranlagen zu trinken stark eingeschränkt. Hier gilt es auch umzudenken und zu entscheiden, was wichtiger ist, weiterhin unsere Lebensgrundlagen zu schädigen und unsere Freiheiten (die schon an Egoismus grenzen) auszuleben (z.B. beim Tempolimit) oder dazu beitragen, sie zu heilen.
Liebe Grüße
Franz-Josef
Vier Dimensionen der Freiheit Liebe Pioneers! Individuelle Freiheit ist ein wahrlich schillernder Begriff und es tut not, sich darüber zu verständigen, welche Art von Freiheit wir konkret meinen, wenn wir von ihr reden. Bereits in einem vorangegangenen Diskussionsbeitrag regte ich zu den drei von Euch vorgestellten Dimensionen eine vierte an. Nun möchte ich meine Gedanken strukturierter darlegen. Im Alltag praktisch finde ich die Unterscheidung, die Ihr bereits im Einleitungstext erwähnt, als Individuum “frei von” oder “frei für” sein zu können. Häufig begegnen wir dem negativ formulierten Freiheitsbegriff, frei von Zwängen, Pflichten, Abhängigkeiten oder Notwendigkeiten usw. zu sein. (Verständigungserschwerend kommt hinzu, dass er dann auch noch womöglich mal auf das Denken, mal auf das Fühlen oder mal auf das Handeln bezogen wird, ohne sich darüber im Klaren zu sein.) Er legt den Fokus auf das, was er nicht ist; in diesem Sinne ist er ein negativer Begriff. Inhaltlich gefüllt wird er durch die Abwesenheit von Zwang usw. Dieser negativen Begriffsbestimmung ordne ich die beiden von Euch ebenfalls erwähnten Dimensionen “äußere” und “innere” Freiheit unter: Ich bin frei im Tun und Lassen, wenn ich weder durch äußere Bedingungen noch durch innere Festlegungen zu Handlungen gezwungen werde, für die ich mich nicht entschieden habe (so benutze ich die von Euch zitierte schöne Passage Alfried Längles). Auf der Ebene des Handelns verbleibend formuliere ich den positiven Freiheitsbegriff, frei für Möglichkeiten, Vorhaben oder Ideen usw. zu sein. Auch hier ordne ich äußere und innere Freiheit unter: Ich bin frei im Tun und Lassen, wenn ich… Weiterlesen »
Liebe Leute, schön, dass ihr solche Themen aufgreift und entsprechende Diskussionen anzettelt. Ich mag zu diesem großen Begriff der Freiheit noch zwei große Denker der Vergangenheit einbringen: „Die gewöhnlichste Vorstellung, die man bei der Freiheit hat, ist die der Willkür – die Mitte der Reflexion zwischen dem Willen als bloß durch die natürlichen Triebe bestimmt und dem an und für sich freien Willen. Wenn man sagen hört, die Freiheit überhaupt sei dies, daß man tun könne, was man wolle, so kann solche Vorstellung nur für gänzlichen Mangel an Bildung des Gedankens genommen werden, in welcher sich von dem, was der an und für sich freie Wille, Recht, Sittlichkeit usf. ist, noch keine Ahnung findet.“ (Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, Einleitung §15). Damit ist eigentlich mindestens die „erste Dimension“ vom Tisch und als Willkür deklariert. Beim „Tun, was man will“ ist man ja immer auch zweifach abhängig, nämlich vom Willen selbst und vom Gelingen oder Erreichen dessen, was man will. Ein bisschen besser verständlich liest sich das in folgendem Zeitungsartikel: https://www.gea.de/neckar-alb/kultur-in-der-region_artikel,-freiheit-in-der-corona-krise-warum-hegel-wieder-aktuell-wird-_arid,6252527.html Oder folgender Radiobeitrag: https://www.deutschlandfunkkultur.de/mit-hegel-durch-die-coronakrise-freiheit-heisst-nicht-dass.1008.de.html?dram:article_id=474037 Freiheit hat demnach immer auch mit Nachdenken, Verstandesgebrauch und Vernunft zu tun. Kant geht in ähnliche Richtung, wenn er seinen Begriff der Aufklärung definiert und ihn mit Freiheit untermauert: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne… Weiterlesen »
Lieber Christoph,
Du vermagst die Dimensionen der Freiheit mit ziemlich wortgewaltigen Zitaten anerkannter Denkergrößen überwiegend “vom Tisch” zu putzen, um dann in dem Satz zu münden: “Also, irgendwie gar nicht so einfach mit der Freiheit…”
Bei mir kommt an, dass Du uns Menschen sehr wenig Freiraum zur Entscheidung einräumst.
Es mag nicht viel Entscheidungsfreiheit sein, die wir im Leben haben, aber ein bewusstes Verhalten-zu zählt sicher dazu. Da scheinen wir beide uns auch aufeinanderzu bewegen zu können (vgl. meinen Diskussionsbeitrag “Vier Dimensionen der Freiheit” von heute).
Das Bemühen des Ausgangsbeitrages der Pioneers habe ich so verstanden, dass wir aufgefordert werden, darüber nachzudenken, was für uns die positive Füllung des Begriffes “Freiheit” ist. Darüber habe ich in Deinem Beitrag nichts gefunden.
Liegt das vielleicht an Deinem impliziten Freiheitsbegriff, den ich aus der Abgrenzung von Abhängigkeit herauslese? Aber, wie soll denn etwas frei sein können, wenn es nur in totaler Abhängigkeitslosigkeit frei sein darf?
Ich gehe davon aus, dass alles mit allem zusammenhängt. Das zieht meines Erachtens nach sich, dass alles nur in gegenseitiger Abhängigkeit existiert. So verstehe ich auch die einleitende Frage “Freiheit von” oder “Freiheit für”? (Vgl. auch hier meinen Diskussionsbeitrag “Vier Dimensionen der Freiheit” von heute.)
Ich danke auch Dir für Deine Anregung zur Diskussion und zum Nachdenken.
Mit freiheitsliebenden Grüßen,
Uwe
Danke für Eure Inspiration zum Nachdenken über Freiheit! Immer wieder komme ich mal an dieses Thema. Ich finde Eure Struktur der drei Dimensionen anregend und griffig, wie es auch das Fazit zeigt.
Hier mal spontan mein erster weiterführender Gedanke zu Euren Überlegungen:
Ich glaube, ich würde noch eine vierte Dimension hinzufügen wollen: Die kollektive Freiheit, nicht die individuelle. Ich meine die positive Seite der o.g. „äußeren Freiheit“, im Sinne von der Freiheit, etwas wollen zu können, was ich gerade tue. Die menschliche Entwicklung, der technologische, soziale und geistige Fortschritt, die kollektive Arbeitsteilung erlauben mir Möglichkeiten, an die Jahrhunderte zuvor im Traume nicht einmal gedacht werden konnte oder eben nur davon geträumt werden konnte. Zum Beispiel ist Frieden oder eine funktionierende Infrastruktur in unserem Land eine solche Freiheit.
Ich halte es mit Jean-Jacques Rousseau:
Freiheit ist (für mich) nicht tun zu müssen, was ich nicht will.
Was Ihr über “Freiheit von” und “Freiheit zu” schreibt, dem kann ich vollinhaltlich zustimmen. Leider fokussieren Menschen viel zu sehr auf ihre “Freiheit von” und finden sich dann in jeder Menge Unfreiheiten wieder. Das kostet Kraft und Mut. Würden sie hingegen mehr ihre “Freiheit zu” – gleichbedeutend mit Verantwortung – ins Auge fassen, dann bräuchten sie sich um Mut und Kraft nicht mehr zu kümmern, die würden dann von selbst zufließen.
Es gibt also einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Freiheit und Mut: “Freiheit von” nimmt ihn, “Freiheit zu” gibt ihn.
Edgar
mir gefällt dass Ihr die Anregung zu dieser Frage setzt, weil sie zu den menschlichen und zivilisatorischen Grundsatzfragen zählt, eternal und universell, und sich auch in Dimensionen darstellen lassen. Nietzsche : “wer von seinem Tag nicht zwei Drittel für sich hat, ist ein Sklave”, wieviel Dimensionen türmen sich hier schon ?
Danke für das wunderbare Zitat von Viktor Frankl! Es bringt für mich auf den Punkt, was Menschen wie ihn oder z.B. auch Dietrich Bonhoeffer, die Geschwister Scholl…, die alle extremen Freiheitseinschränkungen ausgesetzt waren, so stark gemacht hat. Für mich sind es Vorbilder.
Mir die Dimensionen von Freiheit noch einmal bewusst zu machen, hat mir gut getan – habt Dank dafür.
Mit liebem Gruß
Christiane M.
Freiheit ein grosses Wort, ein gegenwärtig und täglich eingefordeter Wert, der sich jedoch nur sehr schwer, eigentlich gar nicht allgemeingültig beschreiben und erfassen lässt.
Wir sollten uns stets unserer inneren und äusseren Freiheit bewusst werden und uns ihr immer wieder neu annähern.
Wenn mich niemand danach fragt, dann weiss ich es, wenn mich jedoch jemand danach fragt, und ich versuche eine Erklärung zu finden und zu geben, dann zerinnt mir der Begriff zwischen den Fingern !
Gut passend finde ich die Beschreibung:
” Meine persönliche Freiheit endet dort, wo deine persönliche Freiheit beginnt ! ”
Wenn sich dieser freiheitliche Leitsatz nachhaltig und wirksam in den Köpfen von uns Menschen verankern lässt, dann wäre schon sehr sehr viel gewonnen.
In diesem Sinne, euch allen ein schönes Pfingstfest, das wir alle gerne miteinandern feiern aber nur wenigen von uns ist der tiefere Sinn und das Geheimnis, das sich dahinter verbirgt, wohlweislich bewusst !
Was noch nicht ist kann aber noch werden, meine Hoffnung stirbt zuletzt !
J.E.
Lieber Johann, ich nehme mir die Freiheit zu fragen, was für Dich denn das geheimnisvolle Geheimnis hinter dem Pfingstfest ist.
Oder meinst Du die heilige Geistin?